Gefälschte Markenprodukte sind längst kein Problem mehr nur auf Wochenmärkten oder Online-Marktplätzen. Produktpiraterie und Markenverletzungen betreffen heute ganze Branchen – weltweit. Für international tätige Unternehmen ist es deshalb entscheidend, sich rechtlich gut aufzustellen.
Was versteht man unter Produkt- und Markenpiraterie?
Produktpiraterie bezeichnet die rechtswidrige Nachahmung geschützter Waren. Darunter fallen vor allem Marken, Designs, technische Erfindungen oder Verpackungen. Typischerweise werden gefälschte Produkte günstiger und in minderer Qualität auf den Markt gebracht – oft in Ländern mit schwacher Rechtsdurchsetzung.
Markenpiraterie ist eine Unterform der Produktpiraterie und betrifft insbesondere die missbräuchliche Verwendung geschützter Kennzeichen wie Logos, Namen, Slogans oder sogar Farbgestaltungen.
Internationale Dimension: Rechtlicher Schutz über Grenzen hinweg
Da Fälschungen meist international vertrieben werden, spielt das internationale Wirtschaftsrecht eine zentrale Rolle. Zu den wichtigsten internationalen Regelwerken zählen:
- TRIPS-Abkommen (WTO): Mindeststandards zum Schutz geistigen Eigentums weltweit
- Pariser Verbandsübereinkunft (PVÜ): Grundpfeiler des internationalen Kennzeichenschutzes
- Madrider Abkommen & Protokoll: Vereinfachte internationale Markenanmeldung
- EUIPO & WIPO: Institutionen für europaweiten bzw. weltweiten Schutz von Marken und Designs
Tipp aus der Praxis: Eine rechtzeitige, internationale Schutzrechtsstrategie ist unerlässlich – denn ohne Eintragung keine Handhabe gegen Nachahmer!
Beispiel: Markenfälschung im Maschinenbau
Ein mittelständisches deutsches Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau entdeckt auf einer asiatischen Messe einen nahezu identischen Nachbau seiner Spezialgetriebe. Logo, Verpackung und technische Details wurden dreist kopiert. Die minderwertige Fälschung verursacht nicht nur wirtschaftlichen Schaden, sondern gefährdet auch die Reputation.
Trotz bestehender Markenregistrierung in Europa hatte das Unternehmen seine Marke in Asien nicht geschützt – ein kostspieliges Versäumnis. Erst nach aufwändigen rechtlichen Schritten und Unterstützung durch eine lokale Kanzlei konnte der Vertrieb gestoppt werden.
Warum Produktpiraterie gefährlich ist
Neben unmittelbaren Umsatzverlusten entstehen durch Markenpiraterie oft weitere Risiken:
- Reputationsschäden durch schlechte Produktqualität
- Verlust von Marktanteilen und Innovationsvorsprung
- Rechtsunsicherheit in internationalen Geschäftsbeziehungen
- Gefährdung von Gesundheit und Sicherheit, z. B. bei gefälschten Medizinprodukten
- Steuerausfälle und Wettbewerbsverzerrungen
Die EU schätzt den jährlichen Schaden durch Produktfälschungen auf über 60 Milliarden Euro – Tendenz steigend.
Schutzstrategien gegen internationale Produktpiraterie
Damit Unternehmen wirksam vorgehen können, sollten folgende Maßnahmen Teil der Unternehmensstrategie sein:
1. Internationale Marken- und Designregistrierung
Nutzen Sie Systeme wie:
- IR-Marke via WIPO (Weltorganisation für geistiges Eigentum),
- EU-Marke via EUIPO für die gesamte EU,
- Haager Abkommen für internationale Designschutzrechte.
2. Vertragsrechtliche Schutzmechanismen
Achten Sie bei Kooperationen, Lizenzvergaben und Vertrieb auf:
- Geheimhaltungsvereinbarungen (NDAs)
- Klauseln zur Markenverwendung
- Vertragsstrafen bei Verletzung von Schutzrechten
3. Grenzbeschlagnahme und Zollüberwachung
Zollbehörden bieten die Möglichkeit, potenzielle Plagiate bereits beim Import zu stoppen – etwa über Anträge gemäß EU-Verordnung 608/2013.
4. Digitale Kontrolle & Monitoring
Setzen Sie auf:
- Markenüberwachungstools,
- Monitoring von Online-Marktplätzen,
- Blockchain-Lösungen für Herkunftsnachweise.
Markenpiraterie ist kein Kavaliersdelikt – sondern ein globales Risiko
Unternehmen, die international aktiv sind, sollten sich nicht auf den Zufall verlassen. Ein konsequenter Schutz vor Produktpiraterie beginnt mit der richtigen rechtlichen Beratung, setzt internationale Markenstrategien voraus und verlangt ein strukturiertes Vorgehen im Ernstfall.
Unsere Empfehlung:
Lassen Sie Ihre Schutzrechtsstrategie regelmäßig überprüfen – insbesondere, wenn Sie neue Märkte erschließen oder Lizenzen vergeben.
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